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Alfred Breslauer - Architekt einer traditionellen Moderne
Colloquium am 7. und 8. März 2018
Ort: Architekturgebäude der Technischen Universität Berlin, Hörsaal A 053
Die Einordnung von Alfred Breslauers architektonischem Lebenswerk in die Baukunst seiner Zeit wird – verbunden mit seiner nach 1933 erfolgten Isolation und Entrechtung – im Mittelpunkt des Colloquiums stehen. Von entscheidender Bedeutung für seine architektonische Laufbahn war zweifellos seine Zeit im Architekturbüro Alfred Messels, während der er sich vor allem als Bauleiter beim Neubau des Warenhauses Wertheim an der Leipziger Straße verdient gemacht hatte. Bei dieser Inkunabel moderner deutscher Architektur sammelte Breslauer einige Erfahrungen im Umgang mit Eisenkonstruktionen und anderen bautechnischen Neuheiten und adaptierte Wertheims vielgelobte vertikale Pfeilerfassade bei seinen ersten Bauaufträgen.
Bereits ab 1906 wandte sich Breslauer – wie kurz zuvor sein Mentor Messel – bei der Außenhülle seiner Villen und Landhäuser dem Stil des preußischen Spätbarock und Frühklassizismus zu. Spätestens seit Paul Mebes' Publikation »Um 1800« von 1908 wurde diese höchst innovative Stilphase des ausgehenden 18. Jahrhundert zum Ausdrucksmittel deutscher Reformarchitektur erklärt. Auch nach Ende des 1. Weltkriegs verfolgte Breslauer diesen Formenkanon weiter und errichtete in seiner größten Schaffensphase zahlreiche Bauten in diesem nunmehr als eher traditionell empfundenen neoklassizistischen Stil. Diese besondere Eigenart Breslauers wird in mehreren Beiträgen erläutert werden und der besondere Stellenwert seines Werks unter der Perspektive »Avantgarde oder Tradition« im Vordergrund stehen.
Mit seinen spätbarock-frühklassizistisch preußischen Landhausbauten traf Breslauer offensichtlich auch den Geschmack der bürgerlich-jüdischen Eliten im Berlin der Weimarer Republik. Eventuell war hierfür der Wunsch nach bürgerlicher Gleichstellung und Anerkennung ausschlaggebend, ließ doch bereits der Stil des Wohnhauses den wahrhaft preußischen Ursprung seiner Besitzer erkennen.
Programm
Mittwoch, 7. März 2018, 10 Uhr
Hans-Dieter Nägelke
Die Modernität des Klassischen
Robert Habel
Anmerkungen zu Breslauers Biographie
Konrad Feilchenfeldt
Breslauers Schicksal nach 1933
Ingo Schürmann
Das architektonische Werk – Grundlagen, Volumen und Struktur
12.10 Uhr: Diskussion und Mittagspause
14.30 Uhr
Robert Habel
Frühe Bauten
Matthias Hahn
Architektur um 1800 im Spiegel der Moderne: Drei Fassadengestaltungen von Alfred Breslauer
15.50 Uhr: Kaffeepause
16.20 Uhr
Christian Freigang
Klassik als Antimoderne. Diskurse und Konzepte zu Anfang des 20. Jahrhunderts
Bettina Held
Parallelen und Einflüsse: Alfred Breslauer und die Architekten Ernst und Günther Paulus (Vater und Sohn)
17.40 Uhr Diskussion
8. März 2018, 10 Uhr
Jan Maruhn
Die andere Moderne: Alfred Breslauer und Europa
Ingo Schürmann
Das repräsentative Konzept –
Typologische Aspekte der Wohnbauten
Jan Lubitz
Einordnung des Breslauerschen Villenwerks in die zeitgenössische Architekturproduktion der 20er Jahre
Rüdiger Mertens
Villen-Architektur als Medium
12.40 Uhr Diskussion und Mittagspause
14.30 Uhr
Joaquín Medina Warmburg
Der steinerne Gast. Alfred Breslauers Haus Kocherthaler im Beziehungsgeflecht der Madrid Moderne
Philipp Kühne
Die Casa San Luca: ein letztes Werk in der Emigration
15.50 Uhr: Kaffeepause
16.20 Uhr
Christina Schulenburg
Ein anderer Messel-Schüler: Paul Otto August Baumgarten
17.00 Uhr: Diskussion
Hans-Dieter Nägelke
Schlussbemerkung